BACK TOGETHER! Kunstprogramm HDI 2022

März bis Dezember 2022

LAUFENDE PROJEKTE 2022

HDI Versicherungskonzern Köln / Hannover:
Umsetzung des Kunstprogramms im Atrium HDI Platz 1 Hannover
– quartalsweise Kooperationen mit KünstlerInnen
– temporäre Kunstinstallationen im Hauptgebäude des Unternehmens in Hannover
– Artist Talks
– Workshops in Kooperation mit den KünstlerInnen
– Umsetzung virtueller Vermittlungsangebote
– Mediale Dokumention und Vermittlung
– Kunstführungen durch die bestehende Sammlung
– Konzeption und Durchführung Podcast-Formate zu Kunstthemen
– Kunstmanagement der bundesweiten Unternehmenssammlung

Seit Ende März 2022 war das zentrale Verwaltungsgebäude des HDI in Hannover Schauplatz besonderer Gastauftritte: HDI hat in Kooperation mit ZERO FOLD ein neues Kunstkonzept zur Bespielung des Atriums entwickelt. Statt klassischer Kunstausstattung in Form von Bildwerken an den Wänden starteten quartalsweise Kooperationen mit zeitgenössischen KünstlerInnen: Es wurden temporär Kunstinstallationen am HDI-Platz realisiert, begleitet von Veranstaltungsformaten in Zusammenarbeit mit dem X-Hub, die den MitarbeiterInnen des Unternehmens Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit den Gästen gaben. Im Jahresprogramm waren Linda Nadji,
Céline Berger und Alexandra Hopf zu Gast.

Neben der Ausstellung der Kunstwerke fanden statt:

  • ArtTALX: KünstlerInnengespräche als offene Publikumsveranstaltung
  • ArtWORX: Interne Workshop-Formate mit den KünstlerInnen
  • ArtWALX: Kunstführungen mit Birgit Laskowski zur Vermittlung der Gastkunstwerke im Rahmen der bestehenden Kunstsammlung

Friday_Dress © Alexandra Hopf

ALEXANDRA HOPF BESPOKE WORKWEAR Installation vom 29.9. bis 14.12.2022

Alexandra Hopf (https://www.alexandrahopf.com/) ist in Kassel geboren, hat von 1990–96 an Kunstakademie Düsseldorf studiert, sie lebt und arbeitet in Berlin. Neben Auslandsstipendien (Schweiz, Mallorca, Miami, Los Angeles u.a.) hat die Künstlerin an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland teilgenommen, jüngst war sie mit mehreren Werken in der Gruppenshow Modebilder – Kunstkleider in der Berlinischen Galerie vertreten und hat als Autorin und Herausgeberin mehrere Künstlerbücher publiziert sowie Filmproduktionen realisiert.

Alexandra Hopf versteht Mode als eine Metapher für die Konstruktion von Geschichte. In ihren installativen Arbeiten untersucht sie die Konstruktion von (Kunst-)Geschichte, indem sie faktisches, d. h., originales, und imaginatives, also von ihr selbst erschaffenes Material zu einem vielseitigen Gewebe verwebt. Objekte verschiedener Medien – Kleidung, Malerei, Film und Fotografie – tauchen in ihrem Werk in Rück- und Vorblenden in Vergangenheit und Zukunft auf und intervenieren in die Vorstellung eines linearen Geschichtsverlaufs und die Logik der Ereignisse.
Die Künstlerin setzt sich immer wieder mit Modellen von „Arbeitskleidung“ auch im künstlerischen Kontext auseinander, beschäftigt sich mit historischen Vorbildern von „Künstlerarbeitskleidung“ oder der geistig aufgeladenen Weiterentwicklung von Alltagsbekleidung in den künstlerischen Avantgarde-Bewegungen – als Gewand für den „neuen Menschen“, sei es von Ljubow Sergejewna Popowa, Alberto Giacometti oder der legendäre Overall „Siren Suit“ von Winston Churchill und überführt diese Modelle in zeitgenössische Interpretationen. Am Beispiel des Arbeitsanzugs von Alexander Rodtchenko wird mit den Modellen „Bespoke Pinstripe“ und „Casual Pirate“ ein Update des historischen Modells vorgeschlagen, das Varianten zwischen „offizieller, eleganter” und eine „casual“ Version (fürs Homeoffice) durchspielt. Außerdem kreiert die Künstlerin mit “8-Caps-a-Week” eine zeitgemäße Unisex-Kopfbedeckung für jeden Wochentag. Diese Kleidungstücke werden an Schaufensterpuppen beim Wasserlauf installiert, sowie in der Vitrine am Nebeneingang des Atriums dazu passende, zeitgenössische und modische Accessoires präsentiert, z.B. ein Fanschal und Baseballcaps. Rekonstruktionen historischer Plakate in Anlehnung an Entwürfe des Konstruktivismus verankern diese Zubehörteile in den geschichtlichen Kontext zurück. So changiert die Präsentation der Künstlerin zwischen Modeschau, Moodboard und musealer Dokumentation. Der Titel „Bespoke Workwear“ (bespoke = maßgeschneidert) ist gleichzeitig der Name des künstlerischen Kleidungs-Labels, das Alexandra Hopf entwickelt hat.

Ausstellungsansichten und Werke
© Alexandra Hopf

 

LINDA NADJI, GEPÄCK/ BAGGAGE, 2012–2022 (ongoing project)
Gruppen und einzelne Plastiken, verschiedene Masse, Beton und Stahl
Installation vom 28.03. bis 30.06.2022

Im Atrium am HDI Platz realisiert die Künstlerin die Aufstellung mehrerer ihrer Betonobjekte der Serie BAGGAGE, die entweder einzeln, fast wie beiläufig abgestellt, oder auch als Gruppe wie die Gepäckstücke von Geschäftsreisenden überraschende Irritationsmomente im Empfangsbereich des Konzern herstellen. Gleichzeitig „schweres Gepäck“, aber auch einer Boje oder einem Anker ähnelnd, vereinen diese Betonkoffer Aspekte von Abschied und Ankunft, von Ballast und von Hoffnung.

LINDA NADJI, MEANWHILE, 2021
Stahl, Pulverbeschichtung
420 x 620 x 260 cm
Installation vom 28.03.2022 bis 30.06.2022

Die eher leise skulpturale Intervention BAGGAGE der Künstlerin wird ergänzt durch die Aufstellung ihrer großformatigen Installation MEANWHILE: Zwei industriell vorgefertigte, DIN geprüfte Hochsitze aus filigranem Metallgestänge, sozusagen ein „Ready Made“, das die Künstlerin golden lackiert hat, sind einander gegenüber aufgestellt. Die verschiedenen Konnotationen der erhöhten „Position“ – Hierarchie, Inthronisierung, Perspektivwechsel – und viele weitere Aspekte, die innerhalb der Strukturen eines Unternehmens wie HDI wirksam sind, werden hier spielerisch und humorvoll thematisiert und hinterfragt.

Linda Nadji, geboren 1972 in Teheran, Iran, lebt und arbeitet in Köln. Die künstlerische Praxis von Linda Nadji bewegt sich an den Schnittstellen zwischen Bildhauerei, Installation und Performance. In ihren raumbezogenen Arbeiten nimmt sich Nadji gegebener Situationen an, greift über teils marginale Transformationen in diese ein, und verändert so gewohnte Sichtweisen. Hierbei entstehen neue Raumbilder, die den Blick von einer ursächlichen Funktion entfernen, den Fokus auf die Form und das Material richten und auf diesem Wege neue Perspektiven auf Gewohntes eröffnen. Seit 2015 nimmt eine performative Praxis einen wichtigen Teil in ihrer künstlerischen Arbeit ein, die dem Verhältnis von Körper und Bewegung in Hinblick auf Skulptur und Raum nachgeht. Die Künstlerin absolvierte von 1994–1997 ein Designstudium an der Fachhochschule Aachen, im Anschluss 1998–2001 eine Schauspielausbildung am Zentrum für Schauspiel & Tanz, Köln. Danach studierte sie von 2006–2011 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Helmut Federle, Hubert Kiecol und Rita McBride. Neben Einzel- und Gruppenausstellungen in Galerien, Ministerien und Kunstinstitutionen erhielt sie zahlreiche Förderungen und Auslandsstipendien, z. B. 2019 ein Reisestipendium nach Tiflis, Georgien und Jerewan, Armenien. Außerdem engagiert sich Linda Nadji selbst als Ausstellungskuratorin in Non-Profit-Kontexten und Projekträumen.

© Fotografien und Werke: © Linda Nadji, Installationen MEANWHILE und BAGGAGE, März bis Juni 2022

CÉLINE BERGER
Céline Berger, geboren 1973 in Saint Martin d’Heres, Frankreich, lebt in Köln und Rotterdam. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit der Sprach- und Bildwelt heutiger Arbeits- und Unternehmensstrukturen. Vor ihrem Kunststudium an der KHM Kunsthochschule für Medien in Köln und der Rijksakademie in Amsterdam absolvierte sie ein Studium der Physik und Materialwissenschaften und arbeitete als Ingenieurin für Halbleiterhersteller.

Dieser „Insiderblick“ ist in der offenen, einfühlsamen und nicht wertenden Annäherung der Künstlerin an Unternehmenskontexte im Rahmen ihrer Kooperationsprojekte zu spüren. In ihren Objekten, Videos und Installationen setzt sich Céline Berger mit unserem Berufsleben auseinander und bindet dabei häufig externe Mitwirkende, Führungskräfte, Coaches oder Mitarbeiter von Firmen mit ein. Bergers Hauptaugenmerk liegt dabei auf den tagtäglichen Routinen, den kleinen Gesten oder Verhaltensmustern, die unseren Alltag prägen. Kurze Geschichten in Textform, geschriebene oder gesprochene Worte, stehen im Zentrum ihrer Arbeiten. Sie versteht ihre Praxis als „Suche nach neuen Wegen, um unser berufliches Arbeitsleben kritisch zu beleuchten – jenseits aller Vereinfachungen und bar jeder Ironie, ohne moralischen Unterton oder Fatalismus“.

ArtWORX
31.05.2022
Kick-off-Workshop
mit der Videokünstlerin Céline Berger und der Kunstvermittlerin Birgit Laskowski

Die Teilnehmer:innen werden sich mit der Künstlerin und der Kuratorin zum Begriff Arbeit und über ihre persönlichen Assoziationen hierzu austauschen. Welche Bilder verbinden wir damit? Eindrücke vom aktuellen Arbeitsplatz, Erinnerungen an Tätigkeiten des Großvaters, den Weg zur Arbeit? Die Freizeit danach? Im Anschluss wird anhand von Beispielen aus der Kunstfotografie, die via Katalogreproduktionen, anhand eigener Materialien und im Internet gemeinsam betrachtet werden, die mediale und kontextuelle Bandbreite von Fotografie – von der Kunst- über Gebrauchs- bis zu Dokumentarfotografie diskutiert. Was gibt es überhaupt für unterschiedliche Fotomedien? In einem offenen Brainstorming sollen formale wie inhaltliche Ideen und Anregungen für den konzerninternen Fotowettbewerb zum Thema Arbeit gewonnen werden.

ArtTALX
09.06.2022
Filmscreening und Gespräch mit der Videokünstlerin Céline Berger

Für HDI organisiert Céline Berger ein Filmscreening von vier Kunstvideos anderer Künstler:innen. Die Auswahl künstlerischer Filme, die sich Arbeitsrealitäten widmen und diese in jenseits klassischer dokumentarischer Formate in einer unkonventionellen Herangehensweise und manchmal überraschenden Settings reflektieren, wird Céline Berger selbst kuratieren und im nachfolgenden Künstlergespräch mit Birgit Laskowski auch über ihre eigenen Projekte, Filme und Erfahrungen berichten.

Im Anschluss werden mit dem Publikum die vorgeführten künstlerischen Interventionen in Arbeitskontexten und deren filmische Reflexionen diskutiert.
Nähere Infos zum Filmprogramm, für HDI kuratiert von Céline Berger

© Filmstills aus At Risk, 2012 und und Kein Dritter Mann, 2018/19 Céline Berger